
In der Stadt und Region Hannover fehlen laut einer aktuellen Untersuchung des Pestel-Instituts rund 14.500 Wohnungen. Gleichzeitig stehen etwa 9.070 Wohnungen seit mehr als einem Jahr leer – allerdings ohne Aussicht, wieder auf den Mietmarkt zu kommen. Die Studie wurde im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) erstellt und zeigt: Der Wohnungsneubau läuft in der Region nur mit angezogener Handbremse.
„In den kommenden fünf Jahren müssen jährlich rund 5.180 neue Wohnungen entstehen, um den Bedarf zu decken“, erklärt Matthias Günther, Chef-Ökonom des Pestel-Instituts. Tatsächlich wurden im ersten Halbjahr 2025 jedoch nur 1.050 Baugenehmigungen erteilt – viel zu wenig, um das Defizit zu verringern.
Günther fordert vom Bund ein Zins-Programm mit einem maximalen Zinssatz von zwei Prozent für Wohnungsbauprojekte. „Günstiges Baugeld wäre der schnellste und wirksamste Weg, um den Neubau wieder anzukurbeln. Das würde private Bauherren und Investoren motivieren und kurzfristig Wirkung zeigen“, so der Ökonom.
Katharina Metzger, Präsidentin des BDB, kritisiert die derzeitige Wohnungspolitik der Bundesregierung scharf: „Vom angekündigten Wohnungsbau-Turbo ist nichts zu spüren. Die Maßnahmen sind zu langsam und haben keine kurzfristige Wirkung. Dabei ist der Wohnungsbau ein zentraler Konjunkturmotor.“ Sie fordert Bundeskanzler Friedrich Merz auf, den Wohnungsbau zur Chefsache zu machen.
Zudem müssten Bürokratie und Vorschriften drastisch reduziert werden. „Wenn alle Auflagen der letzten zehn Jahre zurückgenommen würden, könnten in Hannover schnell wieder mehr und günstigere Wohnungen entstehen – mit gutem Standard“, so Günther. Auch Metzger betont: „Überzogene Energiespar-Auflagen haben das Wohnen teurer, aber nicht unbedingt nachhaltiger gemacht.“
Das Fazit der Studie ist eindeutig: Ohne mutige politische Entscheidungen und finanzielle Anreize droht der Wohnungsmarkt in Hannover weiter zu kippen – mit gravierenden Folgen für Mieter, Bauwirtschaft und regionale Entwicklung.
